Für die
inzwischen eingegangenen Beträge und das damit unserem Verein entgegengebrachte
Vertrauen bedanken wir uns vielmals bei allen Spendern. Unser herzlicher Dank
gilt ebenso dem Engagement der zahlreichen Vereinigungen und Schulen, die
unsere Hilfsaktion aktiv unterstützen.
Am
22.04.2011 konnten wir mit dem ersten Projekt beginnen und die sechsköpfige
Familie Tsuda aus der Stadt Nasu mit Mitteln aus unserem Spendenaufruf
unterstützen.
Seit dem
17.05.2011 engagiert sich unser Verein im nordost-japanischen Kesennuma für den
Wiederaufbau des privaten Kindergartens „Ashinome“.
Die beiden
Hilfsaktionen, die von unserem Verein langfristig begleitet werden, möchten wir
Ihnen hier nun etwas näher vorstellen:
„Wir saßen
gerade in der Küche als die Erschütterungen anfingen. Alles begann plötzlich zu
wackeln. Es war so stark, dass wir nicht einmal aufstehen konnten und den Tisch
festhielten. Regale fielen um. Die Fensterscheiben zersprangen mit lauten
Geräuschen. Teller, Tassen und Schüsseln, alles aus den Geschirrschränken flog
durch die Luft und zerbrach auf dem Boden in Stücke“, schildert Frau Tsuda die
Minuten, während des schweren Erdbebens vom 11. März. Sie selbst, ihr Mann und
ihre Schwiegermutter konnten sich ins Freie retten und blieben, ebenso wie ihre
drei Kinder, die zu dieser Zeit noch in der Schule waren, unverletzt. Doch ihr
Haus, in dem sie zudem mit einem kleinen Geschäft ihren Lebensunterhalt verdienten,
ist seither unbewohnbar. „Innen im Haus sind viele Wände eingestürzt und
überall sind Risse“.
Durch einen
persönlichen Kontakt vor Ort sind wir nicht nur auf das Schicksal der Familie
Tsuda aufmerksam geworden, sondern können auch gewährleisten, dass die Hilfe
wirklich und in voller Höhe bei den Menschen ankommt.
Familie
Tsuda aus Nasu ist zutiefst dankbar für die Hilfsbereitschaft und Anteilnahme
der Lippstädter Bürger, Schulen und Vereinigungen. Im Juli 2011 erreichte uns
hierzu auch ein Dankschreiben von Frau Tsuda: "Ich danke Ihnen allen
vielmals für die Spenden, die Sie uns geschickt haben. Es ist nun vier Monate
her seit dem Beben und unser Alltag beginnt in-zwischen sich zu beruhigen. Es
war uns möglich in eine Wohnung der Gemeinde umzuziehen und mein Mann und ich
haben beide neue Arbeitsstellen gefunden. Ein großer Betrag an Geldspenden aus
einem weit entfernten Land, viele helfende Hände von Nachbarn und Freunden ...
– wir sind sehr berührt von diesen wunderbaren Beziehungen zu diesen guten,
warmherzigen Menschen. Wir werden uns immer an dieses Gefühl erinnern und geben
unser Bestes damit unser neues Leben weiterhin positiv verläuft. Nochmals
herzlichen Dank."
Die Region
um Kesennuma zählt zu den am schwersten durch Erdbeben und Tsunami vom
11.03.2011 betroffenen Gebieten Japans. Am Tag der Naturkatastrophe wurde der
gesamte Gebäudekomplex des "Ashinome"-Kindergartens innerhalb weniger
Minuten überflutet und dabei vollständig zerstört.
In einem
Dankschreiben an uns beschreibt Frau Ishikawa die Situation nach dem 11.03.
2011 wie folgt: „Zur Zeit des Unglücks bereiteten sich die Kinder darauf vor
mit unseren Bussen nach Hause gebracht zu werden. Drei Busse waren schon
gefahren. Um 14:26 Uhr spürten wir das starke Beben. Die Kinder liefen ins
Freie auf den Spielplatz und warteten bis die Erschütterungen aufhörten. Wir
wussten sofort, dass ein Tsunami kommen könnte und gingen zu einem höher gelegenen
Gebiet. Um 15:30 Uhr hörten wir die Geräusche der Tsunami. Eine hohe Welle aus
Wasser und Trümmern überschwemmte die Ebene. Sie zerstörte unseren Kindergarten
vollständig. Die Busse, die schon vorher losgefahren waren, konnten sich
ebenfalls in Sicherheit bringen. Doch später erfuhren wir, dass ein Kind, das
bereits zu Hause angekommen war im Tsunami ertrank. Einige unserer Kinder haben
ihre Eltern und andere Angehörige verloren. Von manchen Kindern ist das Zuhause
zerstört und sie leben in Notunterkünften. Auch von unseren Mitarbeitern wurden
Häuser und Wohnungen beschädigt. Wir haben das Glück, dass die Eltern uns sehr
unterstützen. Für die Eltern und die Kinder möchten wir unser Bestes geben,
damit wir unseren Kindergarten so schnell wie möglich wieder eröffnen können.
Ich möchte Ihnen für Ihre großzügige Spende meine aufrichtige Dankbarkeit
ausdrücken. Ich danke Ihnen allen für Ihre freundliche Anteilnahme und Ihre
herzliche Unterstützung.“
Kurz nach
dem ersten Jahrestag des schweren Erdbebens und des folgenden Tsunamis hat
unser Vereinsvorsitzender die Region Tohoku besucht und sich dabei über die
aktuelle Situation vor Ort informiert.
Während
eines Besuches im Ashinome-Kindergarten am 09.04.12 durfte unser Vorsitzender,
den ersten Kindergartentag von 40 Mädchen und Jungen miterleben. Die
Direktorin, Frau Ishikawa, hieß die 3-4 Jährigen, deren Eltern und Ehrengäste
bei der Eröffnungsfeier in der inzwischen wieder errichteten Einrichtung
herzlich willkommen.
Neben einem
selbstgebastelten Geschenk durfte Stefan Großkreuz vor allem den ausdrücklichen
Dank für die Spenden aus Lippstadt entgegennehmen, den wir hiermit gerne an
alle weiterleiten möchten, die unsere Hilfsaktion unterstützt haben.
In der Stadt
Nasu traf Stefan Großkreuz einen Tag zuvor die Familie Tsuda. Für die
Großmutter, Eltern und drei Kinder hat sich das Leben seit dem 11.03.2011
völlig verändert.
Sie wohnen
derzeit in einem Apartment, das ihnen die Gemeinde zur Verfügung stellt. Die
drei Erwachsenen Familienmitglieder haben eine Beschäftigung in einem
Pflegeheim gefunden. Für einen Neubau ihres Wohn- und Geschäftshauses fehlen
der 6-köpfigen Familie jedoch die notwendigen finanziellen Mittel. „Es ist
schlichtweg beeindruckend mit welcher positiven Lebenskraft die Familie Tsuda
ihr Schicksal trotzdem meistern und wie herzlich und anrührend ihre Dankbarkeit
für unsere Hilfe und Anteilnahme aus Lippstadt ist“, schildert unser
Vorsitzender.
Auch
zweieinhalb Jahre nach der schweren Naturkatastrophe kann in der betroffenen
Region von Normalität nicht die Rede sein. Dies musste unser Vorsitzender,
Stefan Großkreuz, bei einem erneuten Besuch am 04.08.2013 feststellen.
Nach wie vor
sind ganze Stadtviertel Kesennumas vollständig zerstört. Als direkte Folge des
Tohoku-Bebens liegen nun zudem weite Teile des Ortes um 90-100cm niedriger als
vor dem 11.03.2011 und stehen bei Flut teilweise immer wieder unter Wasser. Vor
einem Wiederaufbau soll dort das gesamte Erdreich um bis zu 5m hoch
aufgeschüttet werden. Die Eisenbahnstrecke zur Nachbarstadt Ofunato ist
weiterhin unterbrochen. Nur Busse ersetzen die Verbindung.
Doch es sind
auch erfreuliche Fortschritte erkennbar. Der Ashinome-Kindergarten konnte durch
die Unterstützung von UNICEF ein weiteres Gebäude für die Betreuung von
Unterdreijährigen fertig stellen.
Zu drei
Seiten wird die neue Einrichtung von einem Bambus-Hain umgeben und trägt daher
den Namen "こどものもり"
– Waldkinder.
In der Stadt
Nasu gab es am 05.08.2013 ein Wiedersehen mit der Familie Tsuda.
Frau und
Herr Tsuda bedanken sich von ganzem Herzen für die Spenden bei allen Menschen
aus Lippstadt und berichten von ihrem Alltag und ihren Kindern Tomomi, Manami
und Ikumi. Dadurch, dass die Eltern und die Großmutter schnell eine neue
Tätigkeit in einem Pflegeheim gefunden haben, hat sich ihre Lebenslage
wenigstens einigermaßen stabilisiert. Sofern dies
unter den gegebenen Umständen möglich ist - am 11.03.2011 haben sie innerhalb
von wenigen Augenblicken annähernd alles verloren. Auch an der provisorischen
Wohnsituation der Familie hat sich seit
dem letzten Treffen noch nichts geändert.
Gute
Nachrichten erreichen uns, verbunden mit Neujahrsgrüßen, Anfang 2015. Die
Familie Tsuda schreibt, dass es Ihnen gut geht und Sie bereits Mitte des
Vorjahres in eine neue Wohnung in den Bergen Nasus umziehen konnte.
Für Frau und Herrn Tsuda wird der 11.03.2011 sicherlich ein
unvergesslicher Teil ihrer Vergangenheit bleiben. Doch es ist deutlich zu
spüren, dass sie ihr Leben nicht auf diesen einen Schicksalstag reduzieren
lassen wollen. Nach vielen Entbehrungen hat sich die Familie in die Gegenwart
zurückgearbeitet. Auch ihre drei Kinder gehen ihren Weg in Schule, Ausbildung
und Beruf. So sitzen am 09.04.2017 letztlich gute Freunde aus Nasu und
Lippstadt bei Kaffee und Kuchen beieinander und plaudern über dies und über das
…..
Für die Mädchen und Jungen des Ashinome-Kindergartens in
Kesennuma war der Besuch unseres Vorsitzenden und unserer Geschäftsführerin am
13.04.2017 sicherlich ein aufregendes und gleichermaßen erfreuliches Ereignis,
auch wenn ihnen der Hintergrund vermutlich unklar war. Schließlich waren sie zum
Zeitpunkt der Naturkatastrophe noch nicht einmal geboren. Die Stadt ist jedoch
nach wie vor schwer von den Folgen des Erdbebens und des Tsunami gezeichnet. Die
Kinder kennen ihre Stadt daher nicht anders, als mit unzähligen Baustellen, Planierraupen,
Kränen und Betonmischern.
Um die Region zukünftig besser gegen Tsunamis schützen zu
können, wurde mit dem Bau eines Betonwalls begonnen. Geplant ist diese Mauer
entlang der Küste Nordost-Japans auf einer Länge von mehreren hundert
Kilometern zu errichten.
Ein weiteres Bauvorhaben ist inzwischen abgeschlossen. Das
völlig zerstörte Gleisbett der Eisenbahnlinie zwischen Kesennuma und der
Nachbarstadt Ofunato wurde asphaltiert. So entstand eine Trasse auf der nun
ausschließlich Busse zwischen den beiden Orten nach dem ehemaligen Zugfahrplan pendeln.
Der DJV wird auch zukünftig Kontakt zu dem Ashinome
Kindergarten und der Familie Tsuda halten und helfen. Spenden werden weiterhin
selbstverständlich weitergeleitet. Weitere Informationen und Neuigkeiten aus
Kesennuma und Nasu werden an dieser Stelle veröffentlicht.